Es gibt Geschichten, die schreibt man nicht freiwillig – aber sie machen einen zu dem Menschen, der man heute ist.
Ich bin durch mehr Täler gewandert, als mir lieb ist: ein Coming-out, das mein Leben auf den Kopf stellte. Ein Burnout mit dem Abgrund als Aussicht. Eine Depression, die sich schleichend festsetzte. Ich flüchtete in den Sport – suchte Kontrolle über meinen Körper, meinen Alltag, mein Selbstwertgefühl. Ich wurde stark – äusserlich. Und süchtig danach.
Doch irgendwann sagte der Körper: Schluss. Und ohne den Sport begann mein Selbstwertgefühl zu deteriorieren. Die Depression hatte mich wieder fest im Griff.
Dann kam sie: eine schwerwiegende medizinische Fehldiagnose – ein Satz, der mein Leben auf den Kopf stellte. Das war der Moment, in dem die Drogen attraktiv wurden – ich hatte ja eh nichts mehr zu verlieren.
Die Diagnosen gingen. Die Abhängigkeit blieb. Sie zog alles mit sich: Lohnpfändungen, Betreibungen, Wohnungsverlust. Und vor allem: Einsamkeit. Die Sorte Einsamkeit, bei der du merkst, dass viele nur bleiben, solange du gut funktionierst – und verschwinden, wenn es unbequem wird.
Ich bin überzeugt, dass ich all das nicht „einfach so“ erlebt habe. Vielleicht war es genau dieser Weg, der mich heute befähigt, als Peer-Coach da zu sein. Nicht perfekt, nicht allwissend – aber mit echtem Verständnis für das, was schwer auszuhalten ist.
Ich kenne auch den ganzen bürokratischen Parcours: Wiedereingliederung, IV, SVA, RAV – ich weiss, wie sich das anfühlt, wenn man Formulare ausfüllt, aber keiner zuhört. Wenn man sich bemüht, aber trotzdem zwischen die Mühlen gerät. Diese Hilflosigkeit – sie ist real. Und genau da beginnt Peer-Arbeit: Dort, wo Menschen nicht verwaltet, sondern verstanden werden wollen.